Der dritte Tag ließ mich nun etwas tiefer in den Whisky eintauchen. Wir hatten eine Tour bei der Speyside Cooperage gebucht. Dort bekamen wir zuerst einen wirklich gut gemachten Film gezeigt, der mit Licht, Wärme und Geruch unterstützt einem das Feeling eines Böttchers nahebrachte und über das Unternehmen informierte. Bei der anschließenden Führung konnte unser Guide Sandy über das Handwerk des Böttchers berichten und wir konnten den gut 15 Mitarbeitern beim Erledigen ihrer Arbeit von oben über die Schulter schauen. Am Ende gab es noch ein Schlückchen Whiskylikör und ich habe zudem einen Punkt von meine Bucket List streichen können: Ich konnte endlich mal ein Eis von Balvenie St Ice Cream probieren. Dies kann ich sehr empfehlen, denn wider erwarten hatte es keinen aufdringlichen Malz- und Whiskygeschmack, sondern die Aromen waren sehr dezent.
Nach dem Besuch der Speyside Cooperage hatte ich noch etwas Zeit und ich bin bei Glenfarclas in den Shop gegangen. Die Family Cask-Reihe ist wirklich eindrucksvoll, jedoch auch leider unbezahlbar, wenn man einigermaßen vernünftig ist. Für mein Geburtsjahr würde die Flasche Whisky beispielsweise aktuell 5.000 Pfund kosten. Tendenz wahrscheinlich steigend. Für ein Foto vor den typisch roten Türen zu den Glenfarclas-Lagerhäusern hat es jedoch gereicht.
Nach einem kurzen Stopp daheim in Dufftown ging es mit dem Taxi nach Keith. Dort hatte ich die Distillery Reserve Tour bei Strathisla gebucht. Diese findet leider nicht mehr inklusive einer Tour durch die Brennerei statt, sondern startet im Visitor Center mit ein paar Informationen zur Brennerei und geht dann direkt ins Warehouse, wo mein Guide Breanne zu den Fässern Dinge erklärte.
Nach dem Warehouse ging es direkt in den neuen Tasting-Room und dort warteten fünf Strathislas in Fassstärke auf mich. Doch bevor es mit diesen losging, gab es noch eine Probe vom New Make von Strathisla. Dieser ist sehr fruchtig und nussig, aber mit knapp über 68% nicht unbedingt das, was man regelmäßig trinken möchte. Auf den New Make folgten zwei Abfüllungen in Bourbon Casks: ein 17jähriger und ein 19jähriger. Ersterer war überraschend gewöhnungsbedürftig, denn normal mag ich von Strathisla eigentlich alles, aber dieser Kandidat war nicht so mein Ding. Der 19jährige dagegen war wieder etwas runder und sehr lecker.
Der dritte Whisky war ein 16jähriger und der sollte die Teilnehmer etwas aus der Reserve locken. Von der Farbe her war er deutlich hell und nahezu jeder tippte auf Bourbon. Die Nase dagegen zeigte deutlich Spuren eines Sherry-Fasses und so war es letztendlich auch. Es handelte sich um ein 2nd Fill-Fass, das dem Whisky kaum bis wenig Farbe in den 16 Jahren mitgab.
Die letzten beiden Whiskys waren dann meine Highlight: Ein 25jähriger im Sherry-Fass gereift und dann noch ein 8jähriger aus einem Sherry-Fass. Der Letzte war eine tolle Sherry-Bombe und so war mein erster Griff im Shop nach diesem Whisky. Ich freu mich sehr, dass ich ihn für mich ergattern konnte.
Nach dem Tasting war jedoch nicht Schluss. An der Bar im Visitor Center gab es nochmal ein paar Drams, genau gesagt, man hätte alles probieren können ohne etwas aufzahlen zu müssen. Ich habe mich für drei weitere Drams entschieden: den 15jährigen Strathisla (Distillery Exclusive), den 15jährigen Longmorn (Distillery Reserve Collection) und den 20jährigen Tormore (Distillery Reserve Collection). Der Longmorn war einfach nur lecker und er wanderte gleich zum 8jährigen Strathisla. Der Tormore hatte eine richtig abgefahrene Nase und vom Geschmack her war er auch sehr rund, aber er war mir letztendlich zu teuer, weshalb ich mich endgültig für die anderen beiden Flaschen entschied.
Nach dem Besuch bei Strathisla ging es mit dem Taxi wieder ins Highlander Inn. Ich kann das Inn wirklich empfehlen. Aktuell kochte dort ein Koch aus der Pfalz, mit dem ich ein paar Mal sprechen und witzeln konnte. Kay an der Bar kennt sich super mit Whisky aus und hat mir nach dem Essen noch einen hand-filled Glendronach empfohlen.